Beziehungsvolle Pflege

Die Bedeutung der Beziehungsvollen Pflege für unsere Kleinsten - Die Pikler-Pädagogik

„Die Berührung ist das Fundament jeder Beziehung, der Beziehung zu anderen und sich selbst.“
Emmi Pikler

Kinder sind eigenständige Persönlichkeiten und haben das Recht jederzeit ernst genommen zu werden. Jedes Kind hat sein eigenes Zeitmaß und darf sich in seinem individuellen Tempo und Zeitmaß entwickeln und dementsprechend im Alltag handeln. Auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche jedes Kindes wird eingegangen. Demnach schreiben wir bereits dem Kleinsten eine Eigenverantwortlichkeit für ihren Entwicklungsrhythmus zu, damit sich seine Autonomie, Individualität und Persönlichkeit entfalten können. Das Kind mit seiner eigenen Persönlichkeit steht in unserer Einrichtung im Mittelpunkt!

Gerade in der Arbeit mit Kleinstkindern, die sich noch nicht verbal ausdrücken können, ist das Kennenlernen und Beobachten der einzelnen Kinder andauernde Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte. Die Beziehungsvolle Pflege / Beziehungsarbeit zu jedem einzelnen Kind ist grundlegende Aufgabe unserer pädagogischen Arbeit. Beziehungsvolle Pflege ist Begegnung und Erziehung, Nähe, Geborgenheit, Zeit, Aufmerksamkeit, Vertrauen und Sicherheit.

Damit Kinder selbstwirksam und eigenständig ihre Umgebung erforschen, spielen und sich bewegen können, benötigt es enge, sichere und vertrauensvolle Beziehungen mit Erwachsenen. Gleichzeitig müssen die Kinder gesättigt sein. Gesättigt meint hier neben dem Stillen der Grundbedürfnisse wie Trinken, Essen, Schlafen etc. auch die Erfüllung von Sicherheitsbedürfnissen, sozialen Bedürfnissen und Wertschätzungsbedürfnissen. Emmi Pikler spricht hier auch davon, dass Kinder von Beziehungen gesättigt sein sollen.

Emmi Pikler, die ungarische Kinderärztin und Reformpädagogin vertrat die Ansicht, die Persönlichkeit eines Kindes könne sich dann am besten entfalten, wenn es sich möglichst selbstständig entwickeln darf. Die Aufgabe der Erwachsenen sei es, dem Kind Geborgenheit in sicheren, stabilen Beziehungen zu vermitteln und seine Umgebung so zu gestalten, dass das Kleinkind entsprechend seinem individuellen Entwicklungsstand selbstständig aktiv werden könne.

Ev. Kindergarten Regenbogenland Kastellaun

Die vier Prinzipien der Pikler-Pädagogik umfassen:

  • Respekt vor der Eigeninitiative des Kindes und die Unterstützung seiner selbstständigen Tätigkeit
  •  Unterstützung einer stabilen persönlichen Beziehung des Kindes zu relativ wenigen, aber vertrauten Bezugspersonen
  • Bestreben, dass sich jedes Kind angenommen und anerkannt fühlt
  • Förderung des optimalen körperlichen Wohlbefindens und der Gesundheit des Kindes

Essen

Bei uns haben alle Kinder die Möglichkeit an einem offenen und freien Essen teilzunehmen. Egal ob beim Frühstück, Mittagessen oder beim Nachmittagssnack. Die Kinder egal, welchen Alters entscheiden frei nach ihrem Biorhythmus wann, was und wie viel sie essen möchten. Uns ist nicht wichtig ob das Kind alles aufisst oder etwas übrig lässt, sondern dass das Kind mit Lust und Laune isst, die Nahrung genießen kann und es ein Gefühl von Zufriedenheit hat, wenn es satt ist.

Pflege

Pflege, die als behutsame körperliche Versorgung und als Kommunikation mit dem Kind geschieht und immer darauf achtet, das Kind nach eigenem Wunsch zu beteiligen ist uns ein Herzensanliegen.
Das Kind zu pflegen bedeutet für uns, es zu wickeln, gemeinsam zu essen oder das Kind zu füttern, das Kind beim Einschlafen, beim An- und Ausziehen oder beim Toilettengang zu begleiten oder einfach nur dem Kind die Nase zu putzen. Die Kleinkinder sollen sich auch in den Momenten der Pflege als selbstwirksam wahrnehmen und aktiv an den Handlungsschritten teilnehmen, die zu den einzelnen Pflegeaktivitäten gehören. Sie dürfen sich demnach zum Beispiel selbstständig anziehen, auch wenn die Hose am Ende auf links ist, oder entscheiden, welches Kleidungsstück sie bevorzugen. Sie erleben durch die Möglichkeit des Wirkens oder Entscheidens, dass sie Einfluss auf Geschehnisse haben.
In den Pflegesituationen lernt das Kind, auszudrücken, was es wünscht, was ihm angenehm oder unangenehm ist, es lernt, mitzuteilen, ob es sich in einer Situation wohl - oder unwohl fühlt und ob es zufrieden ist, wenn die Pflege abgeschlossen ist.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Fachkraft verbalisiert, was sie tut. Sie kündigt dementsprechend dem Kind ihr Tun an. In den Pflegemomenten erlebt sich das Kind als wertgeschätzt und akzeptiert. Fachkraft und Kind stärken in diesen Moment ihre Beziehung zueinander und werden vertrauter miteinander. Es ist uns daher ein besonderes Anliegen, dem Kind in den Momenten der Pflege unsere volle Aufmerksamkeit zu schenken. Die Fachkraft soll sich hier ganz auf das Kind konzentrieren können. Wir gehen von den Bewegungen des Kindes aus, lassen dem Kind genug Zeit und warten erst seine Bewegungen ab bevor wir handeln, dadurch fühlt sich das Kind akzeptiert und respektiert

Pflegearbeit verstehen wir als Beziehungsarbeit.

 Für die positive Entwicklung des Kindes ist eine beziehungsvolle Pflege des Kindes sehr wichtig. Nur auf der Grundlage einer tragfähigen und vertrauensvollen Beziehung des Kindes zu den Fachkräften  kann eine fortschreitende Entwicklung und Bildung stattfinden. Ebenso benötigt beziehungsvolle Pflege eine Umgebung, die so gestaltet ist, dass das Kind und die Erzieherin nicht von äußeren Einflüssen gestört werden.

Schlafen

Der Alltag im Kindergarten ist für die Kinder aufregend, anregend aber auch manchmal anstrengend. Daher besteht für unsere Kinder jederzeit die Möglichkeit zu ruhen bzw. zu schlafen. Je nach Bedürfnis stehen verschiedene Schlafmöglichkeiten zur Verfügung, wie zum Beispiel Bettchen, Matten, Körbchen oder auch Couchgarnituren in fast allen Räumen.
Die Kinder dürfen gerne bekannte Schnuffeltücher, Kuscheltiere oder ähnliches mitbringen. Diese vermitteln ihnen Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit und Vertrautheit.

Wickeln

Unser Wickeltisch bietet einen sicheren Wickelplatz, der durch seine Tiefe und Breite ausreichend Bewegungsmöglichkeiten sowie Schutz vor dem Herunterfallen bietet. Auf diesem Wickelplatz fühlen sich die Kinder wohl und sind sicher. Sie können ihren inneren Impulsen folgen und sich drehen, hinknien oder aufrichten. Sie können sich frei bewegen, während sie gewickelt und umgezogen werden, beim Wickeln stehen oder sich aktiv am Wickelprozess beteiligen. Durch die Treppe wird den Kindern einen eigenständigen Auf- oder Abstieg ermöglicht.
Störungen von außen werden vermieden.

Windelfrei-werden

Der Prozess von der Windel auf die Toilette ist ein wichtiger Entwicklungsschritt in Richtung Selbstständigkeit (Autonomie) des Kindes. Diesen Prozess begleiten wir, indem wir den Impuls des Kindes aufgreifen, wenn es Interesse an der Toilette zeigt und es in seinem Tun unterstützen.

„Kinder sind Forscher und Gestalter ihrer Lebenswelt.
ErzieherInnen müssen den Rahmen zur Verfügung stellen,
den Kindern bei der Auseinandersetzung mit der Welt zu helfen,
damit sie sich selbst entfalten können“
(Emmi Pikler)